Causa "Skyrunner Christian Stangl"

Nachdem nicht nur sämtliche Medien sich um diese Story, sondern auch die Bevölkerung ihre Mäuler zer- reißen, sehen auch wir uns dazu genötigt, uns zur Causa „Skyrunner Christian Stangl doch nicht am K2-Gipfel“ zu äußern.
Vor knapp einem Monat meldete Christian Stangl die erfolgreiche Besteigung des K2, dem vorletzten Berg auf seinem Weg, als erster Mensch die „14 Summits“ zu erreichen, die jeweils höchsten und zweithöchsten Berge der sieben (nach Bergsteigermethode gezählten) Kontinente.
Tatsächlich hatte die Gerüchteküche bereits kurz nach der Gipfelmeldung zu Brodeln begonnen, diverse Ungereimtheiten wollten nicht ins Bild der erfolgreichen Besteigung passen.
Nun, knapp vier Wochen später, bekannte Stangl sich tatsächlich dazu, den Gipfel des K2 nicht erreicht und das angebliche Gipfelfoto etwa 1000Hm unterhalb aufgenommen zu haben.
Der Skyrunner hat demnach die Unwahrheit gesagt, wir wollen annehmen, im Rahmen einer stressbedingten Kurzschlusshandlung. Sein Image hat ohne Frage darunter gelitten, seine Glaubwürdigkeit Schaden genommen.
Kritik an seinem Vorgehen zu üben und solche Methoden zu missbilligen, ist legitim. Bergsteigerische (Spitzen-)Leistungen finden zumeist in entlegenen Gegenden statt, sodass die erbrachten Erfolge (zumindest im Detail) oft ausschließlich von den Beteiligten selbst genauer dokumentiert und geschildert werden können. Ein einwandfreier Leumund ist dabei Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit der Alpinsportler. Leider hat Stangl sich in genau diesem Punkt selbst erheblich geschadet und muss nun die Konsequenzen tragen.
Damit sollte die Angelegenheit jedoch beendet sein. Eine Hexenjagd, wie sie derzeit veranstaltet wird, ist unsachgemäß und unnötig. Weder stehen seine früheren Ausnahmeleistungen in Frage, noch dürfen dadurch die Leistungen anderer Alpinisten in Zweifel gezogen werden.
Christian Stangl ist ein Ausnahmebergsteiger, der herausragendes geleistet und die Welt des Bergsteigens bereichert hat. Wie wir von einem befreundeten Alpinisten wissen, der mit dem Skyrunner auf Expedition war, stehen auch sein Charakter und seine Persönlichkeit außer Frage. An einem Menschen selbst zu zweifeln, weil dieser einen Fehler gemacht und ihn zuletzt auch zugegeben hat, zeugt jedenfalls nicht von Charakter. Zudem mussten selbst wir als Hobbyalpinisten bereits wiederholt feststellen, dass auch im hobbymäßig betriebenen Bergsport immer wieder Unwahrheiten auftauchen, Zahlen gerundet, Fakten beschönigt, oder ganze Touren schlicht erfunden werden. Vermutlich sitzen viele von Stangls Kritikern selbst in Glashäusern und werfen munter mit Steinen. Damit soll keinesfalls eine Lanze für Betrüger(-eien) gebrochen, sondern einfach festgehalten werden, dass sein Fehlverhalten wohl einer sehr menschlichen Schwäche entsprungen ist. Dass Ehrlichkeit oberstes Prinzip und einzig gültige Wahrheit sein muss, versteht sich dennoch von selbst.
Wir wollen nicht hoffen, dass die Hetzlust der Öffentlichkeit so weit reicht, dass Christian Stangl sich tatsächlich aus dem Profibergsteigen zurückziehen muss. Der Verlust dieses Ausnahmeathleten stünde in keiner Relation zum angerichteten (Eigen-)Schaden durch die Falschmeldung des Erfolges am K2.
Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft, Christian!

2 Kommentare:

  1. kann man sehen wie man will. mich würde interessieren ob er sich auch geoutet hätte, wenn nicht diese kritischen stimmen aufgekommen wären - ich glaube nicht. es geht schlicht und ergreifend um geld und macht

    lg Norbert

    AntwortenLöschen
  2. hallo Norbert,
    das ist ein legitimer Vorwurf und die Angelegenheit hat Christian Stangl viele Sympathien gekostet; das Fremd-Outing hinterlässt dabei natürlich einen unangenehmen Nachgeschmack...
    letztendlich kann man es aber wahrscheinlich darauf reduzieren, dass ein Mensch einen dummen Fehler gemacht hat und nun mit den Konsequenzen leben muss; die Chance, sich zu rehabilitieren sollte man ihm dabei aber schon geben
    Danke für deinen Komentar und lG!

    AntwortenLöschen