Besohlung von Kletterschuhen

Wer viel und häufig klettert und dabei auch noch Wert auf Zustand und Funktionalität seines Schuhwerks legt, wird dasselbe relativ häufig erneuern müssen. Zumindest ein, wenn nicht in Ausnahmefällen zwei Paare in einem Jahr sind zumindest bei uns (pro Kopf wohlgemerkt) nicht ausgeschlossen. Kletterer, die regelmäßig kommerzielle Hallen besuchen, werden zwar dank der schleifpapierartigen Tritte und Wandbeläge auch bei geringerer Frequenz eine ähnlich rasche Abnutzung erleben, sind aber meist weniger heikel, da Hallenklettern hinsichtlich Fußarbeit weniger anspruchsvoll ist und man sowohl mit abgenutzten, als auch mit günstigen Ausverkaufsschuhen immer noch anständig klettern kann.
Mittlerweile haben die namhaften Hersteller ihre Preise auch satt angehoben, weshalb Investitionen von EUR 120,- (z.B. LaSportiva Miura, Scarpa Vapor) für ein neues Paar Kletterschuhe nicht ausgeschlossen sind. Abzüglich Vereins- u.ä. Rabatte muss man jedoch immer noch von Preisen im Bereich von zumindest EUR 80,- (z.B. LaSportiva Katana, Boreal Stingma) ausgehen.
Besohlung ist daher ein häufig besprochenes und auch von den Meisten zumindest probeweise in Anspruch genommenes Thema. Wir selbst ließen in der Vergangenheit zwei Paare (Boreal Joker u. LaSportiva Katana) vom Schuster besohlen, wenn auch mit durchwachsenen Ergebnissen, was uns von weiteren Runderneuerungen abhielt.
Durchsucht man das Internet zu diesem Thema, findet sich unter den Ergebnissen allen voran die Werkstätte von Ready for Climbing, nebenbei auch offizieller Servicepartner mehrerer namhafter Hersteller, wie etwa LaSportiva und Scarpa. Der Internetauftritt wirkt professionell und die Beschreibungen der gebotenen Leistungen viel versprechend. Um uns dem Thema Wiederbesohlen noch einmal anzunähern schickten wir drei Paare ein (Versandkosten entfallen ab drei Paaren) und wollen die Ergebnisse hiermit präsentieren.
Fall 1: Boreal Joker
Der Joker war von allen Modellen das am meisten ausgetretene. Sein Benutzer kletterte damit bereits seit knapp drei Jahren, zuletzt praktisch nur noch in der Halle und ungeachtet der Löcher im Bereich der großen Zehen. Aufgrund der mittlerweile optimalen Anpassung an den Fuß sollte ihm dennoch eine Reparatur zuteil werden. Da der Joker v.a. in der Halle genutzt wird, entschied sein Eigentümer sich für eine „Vibram XS Edge“ Sohle, die hart, kantenstabil und relativ abriebfest sein soll. Dies ist nebenbei einer der großen Vorteile von Ready for Climbing, man kann die gewünschte Sohle aus einem Angebot von 8!! namhaften Gummis wählen.
Fall 2: Boreal Stingma
Der Stingma ist sozusagen Hauptkletterschuh seines Benutzers und passt diesem von allen bisher probierten Modellen am besten. Da der Boreal Schnürer sich am Markt allmählich rar zu machen beginnt, kam er sogar für eine vorzeitige Besohlung in Frage. Vorzeitig, da der Stingma der einzige eingesendete Schuh ohne Löcher, wenn auch mit bereits hauchdünnem Randgummi, sowie Sohlen im Zehenbereich war. Aufgrund bester Erfahrungen und der ausschließlichen Nutzung am Fels sollte er wieder mit originalem „Boreal FS Quattro“ Gummi besohlt werden.
Fall 3: LaSpotiva Katana woman [der Härtefall]
Die Eigentümerin des Katana neigt dazu, ihre Schuhe rasch durchzuscheuern, maßgeblich aufgrund der extremen Formschlüssigkeit, die für großen Druck gegen die Spitze sorgt. Der Katana war daher zwar der jüngste und am wenigsten verformte, jedoch am großflächigsten zerstörte, der eingesendeten Schuhe. Zudem war dieser bereits vom Schuster besohlt worden, was zu einer viel zu dicken und ungünstig angeschliffenen Sohle geführt hatte. Wir hatten deutliche Bedenken, ob eine Reparatur noch sinnvoll oder möglich war. Besohlt wurde er mit einer „Vibram XS Grip 2“ Sohle, wie sie mittlerweile beim Katana woman üblich ist (vormals „XS Grip“).
Wir waren außerordentlich gespannt, ob Ready for Climbing sich als Alternative für die Zukunft herausstellen würde und geduldeten uns knapp zwei Wochen (ab Paketaufgabe), ehe wir die Ergebnisse begutachten konnten.
Ergebnis 1: Boreal Joker
Der Joker bekam die georderte „Vibram XS Edge“ Sohle, sowie einen neuen Randgummi, der zumindest teilweise so perfekt eingearbeitet wurde, dass er kaum als nachträglich hinzugefügt zu erkennen wäre, würde oberhalb der Zehen nicht noch ein Stück des alten Randgummis zu sehen sein. Der Schliff ist perfekt, die Vibram Teilsohle fügt sich tadellos an die noch vorhandene Boreal-Sohle. Insgesamt sieht der bereits etwas gebeutelte Veteran so aus, als würde er nach dieser Erneuerung noch eine ganze Weile durchhalten, da auch innen nichts mehr von den einstigen Löchern zu spüren ist.
Ergebnis 2: Boreal Stingma
Der Stingma war wohl am einfachsten zu reparieren, da in weitgehend gutem und lochfreien Zustand. Dank neuem Randgummi, sowie der frischen „FS Quattro Sohle“ wurde seine Uhr auch gehörig zurückgedreht und bei genauer Betrachtung wirkt der Schuh beinahe robuster als beim Neukauf, was mitunter an dem solide anmutenden Randgummi liegt.
Ein kleines Fragezeichen wurde allenfalls durch den Sohlengummi aufgeworfen, da dieser keinerlei Anschliff bekam und völlig glatt ist. Ob dies bei Boreal Sohlen so üblich ist, wissen wir nicht, sein Eigentümer wird ihn jedoch am Schleifstein ein wenig bearbeiten.
Ergebnis 3: LaSportiva Katana women
Unser Härtefall war zugleich der spannendste. Löcher durch zwei Generationen von Gummi, sowie eine etwas aus dem Ruder gelaufene Besohlung sorgten wohl für die ungünstigeren Bedingungen. Zu unserer Überraschung schien die Werkstätte unbeeindruckt geblieben zu sein und hatte die gute Arbeit auch hierbei fortgesetzt. Von der dicken Doppelgummisohle sind jegliche Spuren verschwunden und sowohl Rand-, als auch der gut angeschliffene Sohlengummi fügen sich sehr gut ein. Die Löcher wurden auch von innen verschlossen, was der Haltbarkeit stark entgegenkommt, allerdings stellte die Eigentümerin kleinere Unebenheiten an jenen Stellen fest, was sich jedoch vermutlich nach den ersten Einsätzen geglättet haben sollte.
Insgesamt waren wir positiv von der professionellen Arbeit der Werkstatt überrascht. Unterschiedliche Abnützungsstadien, sowie alternative Besohlungswünsche scheinen zu keinerlei Qualitätsunterschieden zu führen, was uns sehr positiv auffiel.
Sucht man nach Schattenseiten, so wäre allenfalls der überdurchschnittliche Besohlungspreis zu nennen, der sich jedoch durch die deutlich höhere Qualität als bei bisher gesehenen Schuster-Besohlungen erklärt. Auch darf nicht der Fehler gemacht werden, die Versandkosten in den Preis einzurechnen, da dieser der Werkstatt wohl kaum anzulasten ist. Deutlich billiger, als neue Schuhe zu kaufen, ist die Reparatur ohnehin.
Was uns betrifft, so haben wir in Ready for Climbing auf jeden Fall eine Besohlungswerkstatt gefunden, die wir auch wieder in Anspruch nehmen werden und guten Gewissens weiterempfehlen können. Besonders überzeugt hat uns das solide Abdichten der Löcher, sowie der robust wirkende und auch recht großflächige Randgummi. Ein feines Feature ist zudem, dass der Sohlengummi aus einem großzügigen Angebot ausgesucht werden kann.
Langzeiterfahrungen konnten wir bislang noch keine sammeln, sollten dabei aber irgendwelche Besonderheiten auftreten, werden wir sie natürlich hier veröffentlichen.
Zu finden ist Ready for Climbing im Netz unter:
www.kletterschuhe.de

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    super interessanter Artikel..
    ich denke, das würde auch unsere User auf via-ferrata.de interessieren... wir würden uns freuen wenn du deinen bericht auch bei uns in unseren news-bereich unter http://www.via-ferrata.de/upload133 aufschalten könntest (die bilder kannst du mir am besten per eMail info@via-ferrata.de schicken)... eine entsprechende Rückverlinkung auf deinen Blog als REferenz werde ich natürlich deutlcih kennzeichnen!

    nochmals danke für diesen informativen erfahrungsbericht zum thema "Besohlen von kletterschuhen".

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