30.10.2010 - Sengsengebirge [Gamsjagerolympiade, UIAA VI; Rock die Gams, UIAA VI+]

Heute, irgendwo im Sengsengebirge…
Gemeinsam mit einem guten Freund suchten wir heute eine für Klettereien eher untypische Gegend auf, nämlich das Sengsengebirge. Zwei noch recht neue Touren lockten unseren Informationen nach mit Talnähe, südseitiger Lage, sowie überschaubarer Länge, moderaten Schwierigkeiten und dazu noch kurzem Zu- bzw. Abstieg. Das Wetter hielt auch, was die Prognose versprochen hatte und wir fühlten uns wie im Spätsommer. Im T-Shirt in der Sonne zu klettern, während die Kalkriesen des Toten Gebirges gegenüber bereits im Winterpanzer stecken, hat ohnehin einen ganz besonderen Reiz.
Zuerst kletterten wir die "Gamsjagerolympiade", mit 4SL (5, 4, 2, 6). Die Absicherung ist vorbildlich, die Felsqualität sehr gut (mit Ausnahme einzelner, etwas hohl klingender Griffe, die evtl. mit Vorsicht zu genießen sind), wenn auch v.a. in der 3.SL auf herumliegendes Geröll und Schotter Acht zu geben ist. Indem die Route jedoch leicht schräg verläuft, befindet der Sichernde sich stets außerhalb der Schusslinie. Sämtliche Stände sind mit zwei BH und zum Abseilen ausgestattet, einen Fußabstieg gibt es nicht. Zum Abseilen genügt jedoch ein 60m ES.
Danach hängten wir noch die wenige Meter links gelegene Tour "Rock die Gams" an, mit ebenfalls 4SL (5, 6-, 2, 6+), die insgesamt geringfügig schwieriger erscheint, wobei trotzdem der Eindruck bleibt, dass die beiden "Gams-Zwillinge" schon zusammengehören und als Paar betrachtet auch sehr homogen wirken und man bei einem Besuch möglichst beide klettern sollte. Auch diese Route verläuft stets leicht rechts haltend und auch hier ist sowohl die Felsqualität sehr anständig, als auch die Absicherung perfekt. Die 3.SL deckt sich im Übrigen mit der "Gamsjagerolympiade" über die anschließend auch wieder abgeseilt wird.
Insgesamt handelt es sich um zwei wirklich hübsche Routen mit durchwegs trickreichen Einzelstellen, dazu noch in menschenverlassener Gegend, die vom Erstbegeher mit gutem Blick und sehr liebevoll eingerichtet wurden. Es bleibt zu hoffen, dass das Sengsengebirge weitere Betreuung dieser Qualität erfährt und sich als Klettergebiet etablieren wird, genügend (Fels-)Potential ist auf jeden Fall vorhanden.

29.10.2010 - Nazogl, Angerkogel

Etwas schneegerechter ausgerüstet, als zuletzt, nämlich ausnahmsweise mit festem Schuhwerk, machten wir uns heute gemeinsam mit Egon auf zum Pyhrnpass. Zur Abwechslung hielten wir nicht bei der Hintersteineralm, sondern ein Stück weiter am Lexgraben, welcher zur Hintereggeralm führt. Eigentlich hatten wir vorgehabt, die heutige Runde im Sommer durchzuführen, es war jedoch anders gekommen.
An der Hintreggeralm vorbei, hielten wir uns rechts, mit Ziel Nazogl. Sowohl auf der Alm, als auch in den südseitigen Hängen und Wänden taute es rapide, was zu recht matschigen Wegverhältnissen führte. Weiter oben lag sogar relativ viel Schnee und insgesamt kann man den teilweise steilen und mitunter recht schmalen Aufstiegsweg bei noch größeren Schneemengen nicht mehr empfehlen. Der Gipfel des Nazogl war hingegen stark abgeblasen und der Boden war nur noch spärlich schneebedeckt. Indem das Wetter sich von seiner besten Seite zeigte, kaum Wind und wolkenlos, sowie als Aussichtsbonus Talnebel, marschierten, bzw. spurten wir hinüber zum Angerkogel. Die Schneedecke wurde am Weg dorthin wieder mächtiger, reichte uns oft bis über die Knie und störte teilweise sogar mit unangenehmem Deckel.
Vom wiederum recht abgeblasenen Gipfel des Angerkogels (haben wir diesen überhaupt schon einmal anders gesehen?..), stiegen wir in Richtung Eisernes Bergl ab und hielten uns danach in Richtung Albl. Auf der N/NO-Seite des Angerkogels lagen sogar die größten Schneemengen des Tages und wir spurten durch Pulver, der uns bis über die Knie reichte. Erst, als wir uns dem Albl schon deutlich angenähert hatten stießen wir wieder auf Spuren, anscheinend hatten andere mittendrin abgebrochen und waren umgekehrt. Der Abstieg zur Hintereggeralm war vergleichsweise gemütlich, da man im oberen Teil ungefährlich durch den sulzigen Schnee rutschen konnte und der Hang weiter unten mittlerweile aper war. Von der Alm kehrten wir via Lexgraben zum Parkplatz zurück und staunten mitunter nicht schlecht, wie viel Schnee die Sonne mittlerweile geschmolzen hatte.
Trotz teilweise beschwerlicher Wegverhältnisse und mitunter überraschend großen Schneemengen war es eine, nicht nur wetterbedingt, sehr schöne und angesichts der suboptimalen Bedingungen auch nicht zu kurze Tour, mit gut 17Km Wegstrecke und etwas mehr als 1200Hm, die derzeit zwar noch wie beschrieben möglich, bei weiteren Schneefällen jedoch nicht mehr zu empfehlen ist.



28.10.2010 - kl. Schönberg

Das Wetter war so lala, trotzdem beschlossen wir heute Nachmittag kurzerhand, den kleinen Schönberg zu besuchen. Den Nachbarn, oder auch Bruder des Traunsteins haben wir bereits mehrmals besucht und es handelt sich wahrscheinlich auch um eine der schöneren kleinen Bergtouren, die für uns dazu noch rasch zu erreichen ist (s. auch Steineck und Sonnsteine). Indem wir uns zuletzt davon überzeugen konnten, dass mittlerweile auch das Saisonende der Traunsteingegend erreicht ist, kombinierten wir die kompakte Tour im Aufstieg mit dem Miesweg, den wir bislang noch nie mitgenommen hatten. Dieser ist auch ausgesprochen schön, eben unmittelbar oberhalb des Traunsees angelegt und punktet mit landschaftlich großartiger Kulisse. Bei Schönwetter und v.a. während der warmen Jahreszeiten darf man sich jedoch nicht wundern, wenn der eher kurze Weg stark frequentiert wird, was heute natürlich kein Thema war. Der Miesweg beginnt unmittelbar vor dem ersten Lainautunnel und endet nach der Brücke am Einstieg des Naturfreundesteiges. Die Abwechslung war uns willkommen und zumindest als zustieg ist der Miesweg auch wirklich eine schöne und empfehlenswerte Alternative.
Der markierte Wanderweg auf den kl. Schönberg zweigt nach einigen hundert Metern von der Forststraße in Richtung Mairalm ab und führt sehr schön angelegt durch verhältnismäßig steilen Wald. Laub, Wurzeln, sowie Erde gemahnen bei der aktuellen Nässe zwar zur Vorsicht, der Aufstieg ist bei aktuellen Verhältnissen jedoch unproblematisch und bis zum Grat hinauf schneefrei und auch dort liegen nur wenige Zentimeter. Den Gipfel hatten wir heute für uns alleine, zwar bei annähernd geschlossener Wolkendecke, jedoch wenig Wind und vergleichsweise milden Temperaturen. Zwecks Abwechslung stiegen wir über den markierten Wanderweg entlang des Grates zur Forststraße ab und auf dieser via Tunnel zurück zum Auto, was zwar aufgrund des eher großen Umweges keine Zeitersparnis bietet, worauf es uns jedoch auch nicht angekommen war.
Wahrscheinlich ist der Besuch des kl. Schönbergs tatsächlich entlang der beschriebenen Route am empfehlenswertesten, abwechslungsreichsten und auch bei derzeitigen Verhältnissen unproblematisch durchführbar. Aufgrund der moderaten Länge, sowie geringer Höhenmeter handelt es sich zudem um eine (wirklich hübsche) Halbtagestour, die sich auch spontan anbietet.






23.10.2010 - Traunstein

Beruflich waren wir zwar nur weitgehend in der Nähe, allerdings ist Gmunden für uns ohnehin unschwierig zu erreichen. Deshalb und aufgrund der aktuellen und recht umfassenden Schneelage, besuchten wir heute (und heuer zu ersten Mal) unseren Hausberg, den Traunstein. Der Wetterbericht prognostizierte immerhin trockenes und beständiges Wetter, was auch so eingetreten war und ein paar Mal erfreuten wir uns sogar an wenigen Sonnenstrahlen, wobei die Temperaturen stets im angenehmen Bereich blieben.
Normalerweise kann man sich selbst bei widrigen Umständen darauf verlassen, dass der Naturfreundesteig weitgehend trocken und fast immer schneefrei ist. Annähernd schneefrei war er auch heute, von kurzen und unwesentlichen Schneekontakten abgesehen, dafür jedoch v.a. im oberen Bereich relativ feucht, was aber nicht weiter negativ auffiel. Positiv fiel uns zudem die moderate Besucherfrequenz auf, was der Hauptgrund dafür ist, dass wir den Traunstein praktisch nur noch außerhalb der Saison aufsuchen (dieses Mal gab es sogar Parkplätze ganz hinten am Umkehrplatz…). Nach Ankunft am Naturfreundehaus beschlossen wir, wieder einmal zum Gipfel hinüberzugehen, allerdings lag am Plateau relativ viel Schnee, der uns aufgrund unserer Halbschuhe trotz vorhandener Spuren etwas nasse Füße bescherte.
Abgestiegen sind wir danach über die Mairalm, was allerdings nur bedingt zu empfehlen ist, da im oberen Drittel doch einiges an Schnee und Schneematsch liegt, was nicht unbedingt zum Expressabsteigen einlädt.
Sehr gefreut hat uns beim Aufstieg die Gesellschaft von Robert, der viel Interessantes zu erzählen wusste und mit dem wir uns praktisch ab Parkplatz die ganze Zeit über nett unterhalten hatten, bis wir auf unterschiedlichen Wegen abgestiegen sind.






19.10.2010 - Katergebirge

Wir hatten beruflich in Bad Ischl zu tun, der Wetterbericht prognostizierte trockene Bedingungen mit zeitweise sogar Sonne, was angesichts derzeitiger Bedingungen als tourentaugliches Wetter interpretiert werden konnte. Von Klettern kann derzeit ohnehin nicht die Rede sein und da wir bislang noch niemals dort unterwegs gewesen waren, stand heute das Katergebirge auf dem Plan.
Die Talstation der Katrinseilbahn liegt nahe dem Zentrum von Bad Ischl und war unser Ausgangspunkt. Zu erwähnen ist, dass der großzügig angelegte Parkplatz gebührenpflichtig ist (4,- für ein Tagesticket; 1h ist gratis), was uns dazu bewogen hat, auf eine kostenlose Alternative in der Nähe zurückzugreifen, die wir an dieser Stelle jedoch nicht bewerben oder empfehlen möchten. Unser Aufstiegsweg verlief überwiegend auf, bzw. entlang der Skipiste, was zumindest rasches Vorankommen gestattete, weshalb wir die Bergstation nach der Hälfte der veranschlagten Zeit erreicht hatten (was im Wesentlichen auch auf alle übrigen Zeitangaben der heute vorgefundenen Wegweiser zutrifft). Auf 1360m hatten wir auch den ersten großflächigen Neuschneekontakt der Saison, was zunächst jedoch in keinerlei Beeinträchtigung resultierte und wir gingen zum Gipfel(kreuz) der Katrin. Das Wetter zeigte sich indessen von seiner kalten Seite und dichte Bewölkung hielt sämtliche Sonnenstrahlen ab, die Zimnitz gegenüber badete hingegen förmlich darin. Aufgrund der Kälte hielten wir uns nicht lange auf und marschierten weiter zum Elferkogel (auch Katererkogel), der nur wenige Minuten entfernt liegt. Wir setzten den Marsch zum Hainzen fort (an sich die vllt. schönste Teilstrecke heute), das Schneeaufkommen nahm zu und allmählich wurde derselbe auch ein wenig lästig, da die engen Gassen durch die hohen Latschen wiederholt dazu führten, dass man beim Hindurchzwängen eingestaubt wurde. Indem wir uns mittlerweile inmitten einer dichten Wolke bewegten, waren die Temperaturen auch gehörig gesunken und wir waren angesichts der letzten beiden sommerlichen WE in Salzburg (*seufz*) regelrecht geflasht durch diesen gefühlten Jahreszeitensprung. Nach gut 2,5h standen wir etwas verfroren auf dem Gipfel des Hainzen, unserem Umkehrpunkt der Tour und verloren wiederum wenig Zeit, ehe wir den Rückweg antraten.
Während des Rückmarsches zur Katrinalm zeigte sich sogar ganz kurz die Sonne und die dichte Wolke schien uns aus ihrer Umklammerung zu entlassen, zumindest stiegen die Temperaturen in Bereiche, die die Finger weniger schmerzen ließen. Auf der Alm angekommen nahmen wir noch den Adamkog(e)l (auch Feuerkogel) mit, von wo aus wir den Wander- und Wintermarkierungen folgten, ehe wir wieder auf die Piste, respektive unseren Aufstiegsweg stießen. Ein Stück tiefer stiegen wir über den Bilder- und Bankerlweg ab, der zwar recht nett angelegt ist und auch einige Bankerl, jedoch kaum Bilder bietet. Abschließend besuchten wir noch die Ruine Wildenstein, wenige Minuten oberhalb der Talstation direkt am Auf-/Abstiegsweg gelegen.
Trotz der mitunter sehr kalten Verhältnisse und teils unerwartet dichter Schneelage war es eine recht schöne Tour (wie beschrieben ca. 1100Hm, 15.3Km Wegstrecke) auf guten Wegen und inmitten unbestritten schöner Landschaft, wenn auch bei zumeist empfindlich eingeschränkter Fernsicht.







10.10.2010 - Hüttenwand [Pezzibär, UIAA VII]

Nach angenehmer Nachtruhe auf der gut gefüllten Schmidt-Zabierow Hütte (sowie enorm gutem Abendessen…) machten wir uns nach dem Frühstück noch einmal auf den Weg zur unteren Hüttenwand, genauer, zum "Pezzibär", dessen Einstieg wir mittlerweile ja bereits kannten. […] Die Route ist aufgrund der SO-Lage bereits morgens in der Sonne, weshalb es sogar von Vorteil war, dass es sich am Vortag anders ergeben hatte.
"Pezzibär" führt via 10 SL (5+, 4+, 6+, 6-, 5-, 5-, 7, 6-, 6-, 5+) durch die untere Hüttenwand, wobei manche Topos berücksichtigen, dass die Crux auch technisch (anhand fix installierter Griffschlinge) geklettert werden kann. Angeblich reduzieren die Schwierigkeiten des Querganges sich dadurch auf 6-, was wir jedoch bezweifeln möchten. Auch die mittleren Meter der eher kurzen Schlüssellänge bedürfen sehr sauberer und ruhiger Fußtechnik (grifflos -.-) und die Crux selbst ist mit 7 keineswegs gutmütig bewertet. Indem sich jedoch unmittelbar an der gefragten Stelle ein Bohrhaken befindet, kann man durchwegs gefahrlos einen beherzten Versuch wagen, muss aber ausgesprochen sicher steigen (grifflos -.-) und auch gehörig zusammenkneifen, ehe man die rettende Nische samt Standplatz erreicht. Ansonsten sind die Bewertungen sehr treffend, die Schwierigkeiten aber zumeist recht anhaltend. Positiv fällt die gute Absicherung auf, auch an den Standplätzen befinden sich je zwei Bolts, sowie der unglaublich raue und griffige Fels, der zwar die Finger durch den Wolf dreht, den Schuhen aber unglaublichen Grip verleiht. Zwar liegen mancherorts einige lose Steine auf Absätzen herum, gelegentlich ertastet man auch lockere Tritte und Griffe, jedoch in harmlosem Ausmaß und man befindet sich immerhin auch nicht im Klettergarten.
Insgesamt hat der "Pezzibär" uns enorm gut gefallen und bietet sogar einige der schönsten Klettermeter und Stellen, die uns bislang untergekommen sind. Wir waren mehr als froh, die Route zumindest am zweiten Tag und dadurch sogar im Sonnenschein und bei Wohlfühltemperaturen geklettert zu sein. Allenfalls der landschaftlich schöne und bei aufmerksamer Suche auch durchwegs gut auffindbare Abstiegsweg bleibt zu erwähnen, da dieser teilweise sehr ausgesetzt und auf Grasbändern in unmittelbarer Nähe des Abbruchs verläuft, weshalb man dort keinesfalls bei Nässe herumlaufen möchte. Später wird durch steilen Schotter abgestiegen, woraufhin man sich nach gut 45min wieder auf der Hütte einfindet.
Es waren zwei wunderschöne Tage auf der Schmidt-Zabierow Hütte, einer Unterkunft, die sich für jeden Kletterer empfiehlt und zahlreiche Klettermöglichkeiten in unmittelbarer Nähe bietet. Wir kommen gerne wieder und haben bereits mehrere Ziele, nicht nur in der Hüttenwand, auf unserer Liste.






09.10.2010 - Wehrgrube [Pipifax, UIAA IV]

Ein weiterer Familien-Flughafentransfer (dieses Mal von Salzburg), sowie weiterhin stabiles Schönwetter luden erneut zu einem Wochenende im Raum Salzburg ein. Auf der Homepage der Schmidt-Zabierow Hütte wurde bereits im Blog mit guten Verhältnissen für Kletterer geworben, woraufhin wir uns auch für Lofer als Ziel entschieden haben.
Von Lofer ist die Schmidt-Zabierow Hütte in gut 2h zu erreichen, auf einem sehr schön agelegten Weg und inmitten ausgesprochen hübscher Landschaft. Dass man im unteren Teil praktisch permanent im Schatten unterwegs ist, sollte zudem v.a. im Sommer recht angenehm auffallen. Die Hütte selbst liegt hingegen sehr sonnig, und wird von einer Pächterin bewirtschaftet, die nicht nur besonders offen und freundlich auftritt, sondern auch ein großes Herz für Kletterer zu haben scheint. Fundierte Auskünfte über sämtliche Kletterrouten der Umgebung, sowie auch umfassende Literatur sind bei ihr erhältlich.
Eigentlich hatten wir uns für den ersten Tag die Route "Pezzibär" in der unteren Hüttenwand vorgenommen, dort angekommen stellten wir jedoch fest, dass bereits Kletterer in der Route waren. Indem diese es auch zustande brachten, sprichwörtlich keinen Stein auf dem anderen zu lassen, ergriffen wir erschrocken die Flucht aus der akuten Gefahrenzone. Tatsächlich mussten wir sogar eine Weile unter einem Überhang ausharren, ehe wir uns (hoffentlich) gefahrlos entfernen konnten, da die Steine z.T. in wahnwitzigen Mengen und Intervallen einschlugen (einen kleineren Helmtreffer mussten wir sogar einstecken). So üble und rücksichtslose Klettermethoden waren uns bislang noch nie untergekommen.
Etwas genervt stiegen wir wieder zur Hütte auf und suchten in der Führerliteratur nach einem alternativen Ziel. Mehrere kamen in Frage, wir entschieden uns für die Route "Inflagranti", dem leichtesten Weg durch die gesamte Hüttenwand. Leider fanden wir den Einstieg nicht auf Anhieb, woraufhin wir kurzerhand die etwas näher an der Hütte gelegene Route "Linker Zustieg" nahmen. Diese führt über 2 SL (6, 4) zu einem Band, wo zahlreiche andere Routen beginnen. Leider ist "Linker Zustieg" auch wirklich maßgeblich als solcher zu verstehen und lohnt sich nicht als eigenes Ziel. Wäre es nicht bereits Nachmittag gewesen und wir nicht zufällig unmittelbar am Einstieg derselben gelandet, wären wir sie allerdings auch kaum geklettert. Außerdem bargen wir am Weg dorthin einen unerwartet großen Knochen aus dem Geröll, vermutlich vom Oberschenkel einer Gams.
Nachdem wir erneut und immer noch auf der Suche nach Kletterbarem zur Hütte aufgestiegen waren, folgten wir der Empfehlung der Wirtin und marschierten noch zur nahe gelegenen "Pipifax". Diese ist in etwa 10min und annähernd bis zum Einstieg auf markiertem Weg erreichbar, sonnig gelegen und trotz der angegebenen 8 SL ein Ziel, dass sich aufgrund der überschaubaren Schwierigkeiten (3+, 3+, 3+, 3+, 1, 4, 2) auch noch als Ziel für den späten Nachmittag eignete. Nach 70min hatten wir die "Pipifax" hinter uns (SL 4 u. 5 allerdings zusammengelegt, was jedoch zu viel Seilreibung führte; SL 5 u. 6 bieten sich eher an) und waren angenehm überrascht. Die Felsqualität ist erstklassig und die einfache Reibungskletterei auf den geneigten Wasserrillenplatten machte viel Spaß. Wir waren sehr froh, den Tip befolgt zu haben. Auch von unserer Seite erhält die "Pipifax" damit eine besondere Empfehlung, auch für Kletteranfänger als Tour für die ersten Mehrseillängenversuche. Eine ähnliche Kombination aus schöner Kletterei, guter Felsqualität, sowie vorbildlicher Absicherung wird sich höchst selten finden lassen.







04.10.2010 - Rotpalfen [Eisbärtour, UIAA V+]

Nach sehr gutem Abendessen und Frühstück, sowie ausgiebiger Nachtruhe auf der gemütlichen und annähernd leeren Blaueishütte, die von sehr netten Wirtsleuten bewirtschaftet wird, machten wir uns nicht zu früh morgens auf den Weg zur "Eisbärtour" auf den Rotpalfen. Ostseitig gelegen, durften wir von einem sonnigen Vormittag ausgehen.
Der Zustieg wird mit 45min angegeben, die Hälfte der Zeit ist aber auch ohne Stress realistisch. Der Einstieg lässt sich sehr leicht finden, immerhin verläuft der markierte Weg zum Hochkalter ein paar Meter daneben und die Route links davon ist mit einem großen, orangenen Pfeil markiert. Die "Eisbärtour" umfasst (mittlerweile) 15 SL (4+, 3-, 1, 4+, 4+, 5+, 3, 4, 2, 3, 1+, 1+, 2, 3+, 1+), wobei geringfügig unterschiedliche Beschreibungen im Umlauf sind. Im Wesentlichen ist die Riesner-Topo aus dem Genusskletterführer jedoch einwandfrei, allenfalls hinsichtlich der Längenangaben bemerkten wir v.a. weiter oben teilweise Abweichungen, was aber mitunter am unterschiedlichen Seilverlauf im leichten Gelände liegen mag. Wir ergänzten die 14 SL-Topo zudem um eine 15. Länge, wie sie auch eine von uns gefundene Beschreibung beinhaltet, da diese sich zuletzt noch anbietet und das Ablegen der Ausrüstung am Sattel weiter oben wesentlich einfacher und bequemer verläuft.
Die Absicherung der Tour ist ordentlich, wobei die Qualität der Haken hervorragend ist und annähernd alle Standplätze zwei Bolts aufweisen (eine Ausnahme scheint ein Torstahlbügel im obersten Teil zu sein), allerdings im leichten Gelände sehr weite Abstände bestehen (bzw. einzelne Längen ohne Zwischensicherungen auskommen), was gegen eine Anfängerempfehlung spricht und man sollte auch bei der Orientierung die Augen offen halten. Der Verlauf war uns zwar zu jeder Zeit klar, gelegentlich muss man jedoch durchaus darauf achten, Haken oder Standplätze nicht zu überklettern. Die Felsqualität ist höchst unterschiedlich und beinhaltet ein breites Spektrum von kompakten Platten bis hin zu losen Brocken im oberen Teil, wo auch meist auf Bändern und Absätzen viel Schotter und Geröll herumliegt. Wir waren zumindest sehr froh, dass wir auch heute wieder alleine in der Route unterwegs waren.
Insgesamt hat die "Eisbärtour" uns zwar sehr gut gefallen, wobei diese durch den etwas alpinen Charakter jedoch nicht auf die moderaten, klettertechnischen Schwierigkeiten zu reduzieren ist. Vorsichtiges und rücksichtsvolles Klettern (v.a. im oberen Teil, von wegen Steinschlag), wie auch ein bisschen Orientierungsvermögen schaden keineswegs. Besonders erwähnenswert sind auch die vielen kleinen Eisbären an den Standplätzen, die der Route einen ganz besonderen Charme verleihen. Leider befindet sich der größere Eisbär vom Standplatz beim Wandbuch derzeit auf einer Urlaubsreise (wie wir später von den Wirtsleuten erfahren haben, "borgten" Kletterer sich diesen für Fotos auf anderen Bergen aus, wollen ihn aber bald zurückbringen), weshalb wir den extra für ihn mitgebrachten Schal wieder mitnehmen mussten.
Der Abstieg verläuft entlang des markierten Weges zwischen Blaueishütte und Hochkalter, wartet mit ungesicherten Kletterstellen bis zum 2. Grad auf und windet sich auch ein ganzes Stück etwas mühsam durch steilen Schotter. Die angegebenen 60min ab Ausstieg erschienen uns dafür eigentlich recht knapp bemessen. Dafür ermöglicht der großzügig angelegte Weg ab Blaueishütte einen Expressabstieg, weshalb wir bereits 1h nachdem wir uns in der Hütte verabschiedet hatten, am Parkplatz am Hintersee angekommen waren.
Auch der heutige Tag bot ungetrübten Sonnenschein, wenn auch etwas mehr Wind als der gestrige. Die Route selbst war ausgesprochen schön und bei gemäßigten Schwierigkeiten sehr abwechslungsreich. Der Aufenthalt auf der Blaueishütte war rundum angenehm und hat einen äußerst positiven Eindruck, sowie natürlich Interesse an weiteren Touren hinterlassen.






03.10.2010 - Schärtenspitze [die glorreichen Sieben, UIAA VI+]

Ein Familientransfer zum Salzburger Flughafen, kombiniert mit positiver Wetterprognose, führte zu einem Besuch der Blaueishütte, nahe Berchtesgaden. Im Bereich der Hütte sind zahlreiche Kletterrouten vorhanden (ein entsprechend dicker Ordner mit sämtlichen Topos liegt vor Ort auf), wir hatten uns bereits zuhause für "die glorreichen Sieben" und die "Eisbärtour" entschieden, welche auch im Auswahlführer vom Alpinverlag (Genusskletern Ö-Mitte) enthalten sind.
Der Hüttenzustieg von Hintersee ist mit abschreckenden 3h beschildert, nach 90min waren wir jedoch bereits oben angekommen und ließen es zunächst ruhig angehen, da die Sonne die Westwand der Schärtenspitze erst am Nachmittag erreicht, wo sich unsere Tour, "die glorreichen Sieben" befindet. Der Zustieg ist mit ca. 15min ab Hütte ausgesprochen kurz und auch relativ gemütlich. Der Einstieg lässt sich anhand von Übersichtsfotos und der Topo problemlos finden, da die Tour bei einer markanten Verschneidung beginnt. "Die glorreichen Sieben" umfasst 8 SL (4+, 6-, 5+, 4-, 4-, 6+, 3, 4+), bietet überwiegend Platten, sehr gute Felsqualität, sowie gute Absicherung, wobei man jedoch v.a. in leichteren Längen auch satte Runouts hinnehmen muss. Der Fels selbst war für uns ein wenig ungewohnt, da enorm kompakt und auch nicht übermäßig griffig, sowie auch etwas glatt (nicht abgespeckt). Die Schuhe hatten zwar ausreichend Grip, rauer Fels fühlt sich unter den Sohlen trotzdem angenehmer an. Die Bewertungen sind angemessen, wenn auch eher auf der schwereren Seite, zumindest werden die Grade keineswegs verschenkt.
Laut unseren Quellen soll die Tour stark frequentiert sein, wir waren jedoch alleine in der Route, wogegen wir nichts einzuwenden hatten. Die Standplätze bieten nur einzelne, wenn auch sehr solide Haken, sämtliche Zwischensicherungen sind von guter Qualität. Auf mobile Sicherungen kann man verzichten, da ohnehin höchst selten die Möglichkeit bestünde, diese anzubringen und an den schweren Stellen genügend Hakenmaterial vorhanden ist. Die Orientierung ist einfach, obwohl man nicht immer problemlos von einem Haken zum nächsten sieht, allerdings weißt die uns vorliegende Jentzsch/Rabl –Topo einen gewichtigen Fehler auf: nach der vierten SL verläuft die Route nämlich keineswegs leicht nach Rechts, wie gezeichnet, sondern eindeutig nach Links. Interessanterweise ist dies am Übersichtsfoto korrekt eingezeichnet, auf der Topo hingegen falsch. (außerdem benötigt man nicht annähernd 11 Expressen, was aber vernachlässigbar ist)
Nachdem wir am Ausstieg angekommen waren und noch genügend Zeit hatten, besuchten wir noch den Gipfel der Schärtenspitze, die mitunter eine sehr schöne Aussicht auf den nahen Watzmann bietet. Das perfekte Wetter, sowie die schöne und kompakte Kletterei gestalteten den Tag geradezu perfekt und wir freuten uns (neben Abendessen und Nachtruhe…) bereits auf den kommenden Tag…