14.08.2011 - große Höllschlucht [vollständige Erstbegehung, UIAA V+]

Vor knapp einem Monat hatten wir geschrieben: "..und das nasse, bröckelige Gestein ließ uns keine andere Wahl, als kontrollierten Rückzug…" was auch eine korrekte Entscheidung war. Dementsprechend kamen wir wieder… heute... mit neuer Ausrüstung.
Nachdem wir uns mit Robert morgens am Parkplatz zwischen Attersee und Bad Ischl getroffen hatten, ging es also wieder auf in die große Höllschlucht. Wir stationierten neuerlich am Jausenstein, hatten jedoch bereits letztes Mal die Entscheidung getroffen, dass wir bis direkt unterhalb des ehem. "Gate #1" mit Kletterzeug in den Rucksäcken und v.a. unseren Sportschuhen vordringen würden. Dies verlief auch problemlos und wir seilten uns direkt unter dem Step (die endgültigen Namensentscheidungen erfolgen in diesen Tagen) an. Dieser wurde heute rascher überwunden und wir einigten uns auf eine Bewertung von 5+ wobei evtl. Wiederholer natürlich bedenken müssen, dass wir zwar den Standplatz an einer massiven Sanduhr nun fix mit Resten eines ordentlichen Kletterseiles eingerichtet haben und man ca. 1m weiter mobile Sicherungen komfortabel unterbringen kann, der Aufschwung selbst aber praktisch ohne weitere Sicherung zu überwinden ist.
Hier, bzw. ein paar Meter höher waren wir letztes Mal umgekehrt. Wir widmeten uns zuerst einer hübschen Linie, die nicht einfach aussah und wohl auch mehr Bohrhaken verlangt hätte, wie uns nach dem Setzen des ersten Bolts klar wurde. Deshalb erfolgte ein Rückzug und der Bohrhaken inmitten der Wulste und Überhänge links bleibt zumindest vorerst eine Sackgasse…
Dementsprechend stiegen wir ungesichert zur Nische hinauf, aus der wir uns letztes Mal zurückgezogen hatten, nachdem ein Schlaghaken aus dem mürben Gestein gepurzelt war. Ein Bohrhaken half dem zurückgelassenen Schlaghaken auf die Sprünge und wir konnten dort weitermachen, wo wir vorigen Monat abgebrochen hatten… Es folgte ein Quergang auf kleinen Felsbalkonen, der im Mittelteil leider ausschließlich überspülte Griffe bietet, jedoch nach ein paar Metern zu einem bequemen Absatz führt. So weit aus dem Stand hängend wie möglich bohrten wir also einen weiteren Bolt in Falllinie des durchnässten Teils, um die Pendelsturzgefahr zumindest etwas zu reduzieren. Der Absatz war von überhängenden Wulsten umgeben und wir entschieden uns für eine etwas kompaktere Linie auf der linken Seite, die relativ gute Felsqualität bot, allenfalls der auffällige griffige Zacken rechter Hand ist mit Vorsicht zu genießen und demontierte sich unter Belastung ein wenig. Ein Bolt auf Hüfthöhe war die Folge, denn immerhin befindet man sich auf dem Absatz bereits einige Meter von der letzten Sicherung entfernt und möchte in Anbetracht dessen nicht unbedingt im überhängenden Gelände experimentieren oder, was der nächste Schritt war, mit ausgestrecktem Arm über dem Kopf bohren. Dies war auch der letzte Bolt, nämlich in einer kompakten Platte und praktisch mitten im Überhang. Man kann nun von unten clippen, es bleibt jedoch zu bedenken, dass auch hier der restliche Aufschwung ohne weitere Sicherungen zu überwinden ist und man sich auf den folgenden Metern zum Stand, der natürlich erst gebohrt werden musste, in ausgesetztem Gelände und teilweise auf Schotter bewegt.
Damit erschien die Angelegenheit zunächst auch gegessen und wir erfreuten uns bereits des erfolgreichen Durchstieges. Vor uns lag nur noch die Headwall. Bei genauer Betrachtung räumten wir jedoch ein, dass diese eigentlich ein Stück weiter hinten beginnt und man dorthin noch problemlos klettern könnte, zumindest der Vollständigkeit halber. Robert schickte sich an, das Gelände auszukundschaften. Es war tatsächlich etwas schwieriger als gedacht (ca. 4. Grad anstelle von 2-3) und brüchiger als befürchtet. Uns fiel auf, dass Robert schon relativ weit geklettert war und noch keine Sicherung gelegt hatte. Nach ca. 25m flüsterten wir einander zu, ob er denn wisse, was er da mache. Nach ca. 30m riefen wir ihm zu, ob er sich da oben wohl fühle. Er verneinte dies, gab jedoch zu bedenken, dass er momentan ohnehin nicht zurückklettern könne. Mittlerweile hatte er zwar mobile Sicherungen unterbringen können, die Abstände zu denselben wurden jedoch kontinuierlich bedenklicher. Nach ca. 40m erreichte Robert die Headwall und baute einen mobilen Standplatz an dem wir ihn leicht unterstützend abklettern ließen. Ein Bohrhaken musste her und wir stiegen nacheinander praktisch TopRope gesichert hinauf, 1. um einen Bolt zu setzen, 2. um allesamt am Endpunkt gewesen zu sein und 3. um unsere "Gipfeldose" zu hinterlassen. TopRope klingt üblicherweise nach bedenkenloser Sicherheit, in Anbetracht der mobilen Klemmgeräte, die zwischen hohl klingenden Schuppen steckten, war es jedoch nicht ratsam, das Seil vorbehaltlos zu belasten. Zum Glück reichte der Akku für den achten und letzten Bohrhaken und wir konnten der Reihe nach daran aufsteigen, bzw. abgelassen werden.
Es folgten zwei Abseilfahrten an je einem gebohrten und einem geschlagenen Standplatz, beim restlichen Abstieg entledigten wir uns der Kletterschuhe und stiegen auf Zustiegsmaterial um, was Zehenschmerztechnisch auch eine sehr gute Entscheidung war. Wir hatten aus unserem letzten Besuch gelernt…
Wir erreichten den Parkplatz nach sehr genau 12h, blickten auf einen ausgefüllten Tag mit viel Spannung, ein bisschen Mühe, zuletzt aber großer Freude zurück. Es bleibt, Robert noch einmal dafür zu danken, uns zu dem Projekt hinzugezogen zu haben, bzw. uns mit großer Beharrlichkeit und noch mehr Begeisterung dazu überredet zu haben.







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