An dieser Stelle wollen wir uns der großen Höllschlucht [rechter Teil] widmen, deren Erstbegehung wir gemeinsam mit Robert ("Fleisch") durchführten, der auch die hübsche, sowie sehr anschauliche Topo gezeichnet hat.
Vor dem Schluchteingang befindet sich ein großer, markanter Felsblock, welchen wir stets als "Jausenstein" bezeichneten. Dort empfiehlt es sich, ein Depot anzulegen und nur mitzunehmen, was tatsächlich benötigt wird. Von Wanderstöcken in der Schlucht würden wir beispielsweise abraten, ebenso von großen Rucksäcken. Ob man bereits am Jausenstein in die Kletterschuhe wechseln sollte sei dahingestellt. Wir bevorzugten, unsere Zustiegsschuhe so lange wie möglich anzubehalten, sehr bequeme Kletterschuhe sind jedoch vertretbar. Es ist allerdings zu bedenken, dass man in diesen auch absteigen/abklettern muss, falls man die Zustiegsschuhe am Jausenstein zurücklässt und man wird viele Stunden in den Kletterschuhen zubringen.
Der Weg durch die Schlucht ist relativ weit und verläuft überwiegend durch einfaches Gelände. Bis zur Abzweigung werden wenige Stellen 2-3 überwunden, es gibt jedoch keine Umgehungsmöglichkeiten und natürlich müssen diese auch im Abstieg begangen werden. Eine markante Stelle des unteren Teiles ist die "weiße Rinne", eine sehr kompakte, zurückgelegte Plattenrinne, die meist etwas nass und recht glatt ist. Mit Kletterschuhen kann diese natürlich etwas komfortabler geklettert werden, als mit Zustiegsschuhen. Weiter oben fällt der "Lochdurchstieg" auf, eine kleine Höhle in die man problemlos eindringen kann, um sich darin vollständig umzudrehen und "eine Etage höher" aus der Höhle herauszuklettern. Kletterschuhe bieten hier keine Vorteile, beim oberen Durchschlupf sollte sperriges Gepäck jedoch entweder vorausgeschoben oder nachgezogen werden. Hier gilt es die große Steinschlaggefahr zu beachten, da v.a. im oberen Teil der Höhle loses Gestein herumliegt und auch größere Blöcke von fragwürdiger Festigkeit liegen oder klemmen. Es empfiehlt sich, entweder großen Sicherheitsabstand zu halten, oder ganz dicht hintereinander zu gehen, sodass der/die Nachkletternde an der hinteren Höhlenwand Position beziehen kann, während der/die Vorauskletternde hinaufsteigt. Diese Vorgehensweise bietet den Vorteil, dass Gepäck nachgegeben werden kann. Unmittelbar nach dem Lochdurchstieg wird ein schmales Band wenige Meter schluchtauswärts begangen, ehe ein breiteres Band weniger ausgesetzt im Aufstiegssinn schluchteinwärts führt.
Einige Hm unterhalb des "Brando-Boulderstep", einer Ansammlung mächtiger Klemmblöcke, verengt die Schlucht sich deutlich und das Gelände wird steiler. Es besteht hier die Möglichkeit, sich bereits anzuseilen und unsichere Nachsteiger von oben nachzuholen, da sich direkt unterhalb des Boulders ein eingerichteter Standplatz an Sanduhrschlingen befindet. Persönlich hielten wir es so, seilfrei und noch in den Zustiegsschuhen die kaminartige Verengung hinaufzusteigen (zumindest 3. Grad), um direkt unterhalb des Brando-Boulders ein weiteres Depot anzulegen und uns anzuseilen.
Der Standplatz ist mit zwei Schlingen ausgerüstet, die durch eine sehr solide Sanduhr gefädelt sind. Gut 1m schräg oberhalb lassen sich Klemmgeräte hervorragend in einem waagerechten, sich verjüngenden Riss positionieren. Der folgende Überhang (5+) muss davon abgesehen auch ohne weitere Sicherung geklettert werden und es empfiehlt sich dringend, den kleinen (sich anbietenden) Klemmblock in Reichweite nicht zu belasten, da dieser nur lose sitzt. Es folgt ebenes, jedoch schotteriges Gelände und auf Nachsteigende/Sichernde ist entsprechend achtzugeben. Der Standplatz aus zwei Normalhaken befindet sich rechts an einem markanten Felsblock, die beiden Haken sind mit einem kurzen Kletterseil verbunden, welches zusätzlich mit einem Stahlring versehen wurde, da dies zugleich der Abseilstand ist.
Links, einige Meter höher, befindet sich eine blaue Bandschlinge samt Schnappkarabiner an einem Felsköpfel, die jedoch lediglich aufgrund eines Rückzuges zurückgeblieben ist. Weiter vorne, ebenfalls einige Meter höher, ist links ein Normalhaken zu sehen, welcher zu einem Bohrhaken unter einem Überhang führt. Vielleicht entsteht dort ein schwierigerer Alternativaufstieg und wir verzichteten darauf, die Lasche zu entfernen und den Anker einzuschlagen, derzeit handelt es sich jedoch um eine Sackgasse.
Es folgt ein weiterer Aufstieg durch eine kaminartige Verengung und über Klemmblöcke (zumindest 3. Grad) zu einem braunen, bereits von Weitem als nass erkennbaren Überhang. An der linken Begrenzungswand der kleinen Scharte befindet sich ein Standplatz aus 1 NH und 1 BH. Es folgt die Schlüsselstelle, der "Elivisa-Quergang" (zumindest 5+). Je nach vorausgegangener Witterung ist dieser mehr oder weniger stark durchnässt und man quert entlang des Wulstes (1 gebohrte Zwischensicherung) zu einem bequemen, etwas schotterigen Band, das von Überhängen umgeben ist. Auf der linken Seite befinden sich zwei Bohrhaken im Abstand von ca. 1,5 Hm, sodass der steile, im unteren Teil überhängende Aufschwung recht sicher geklettert werden kann. Die folgenden, leichteren Meter über schmale Bänder und abschüssiges, schotteriges Gelände (besondere Vorsicht wegen Nachsteigender) sind jedoch ohne weitere Sicherung bis zum gebohrten Standplatz (bestehend aus 2 BH) zurückzulegen. Dies ist zugleich der Abseilstand.
Auf diesem bequemen Aussichtsplatz, der "Schmetterlingsterrasse" (da uns unzählige Schmetterlinge verfolgten und auf uns saßen), empfiehlt es sich, links in einer gut sichtbaren Höhle hinter einem Wulst Stellung zu beziehen. Die letzte Seillänge, die unter einer gut sichtbaren Höhle in der Headwall endet, bietet nämlich noch einmal akute Steinschlaggefahr. Diese führt durch eine gut sichtbare Verschneidung, in der man sich möglichst rechts (an eine markante Platte, ca. 4. Grad) halten sollte, um festeres Gestein vorzufinden. Die Seillänge und damit die gesamte Route endet an einem einzelnen Bohrhaken, welcher an zwei Normalhaken hintersichert ist. Es empfiehlt sich unbedingt, diese Seillänge nacheinander zu begehen und die Sicherungspunkte nicht stark zu belasten, da das Gestein oben hohl klingt und größere Teile auf der Suche nach Einschlagmöglichkeiten bereits herausgebrochen sind.
Es folgen zwei Abseilfahrten (ab der Schmetterlingsterrasse und von oberhalb des Brando-Boulderstep), ansonsten muss abgeklettert werden. Auch dabei ist auf akute Steinschlaggefahr achtzugeben und es empfiehlt sich auch hier, entweder großen Sicherheitsabstand einzuhalten und selten gleichzeitig zu klettern (Absprache notwendig), oder aber dicht neben-/hintereinander zu bleiben. Persönlich wechselten wir nach der zweiten Abseilfahrt ab Depot unter dem Boulder in die Zustiegsschuhe und ersparten uns damit stark schmerzende Zehen. Bei vorsichtiger Vorgehensweise und gegebener Trittsicherheit erfolgt der Abstieg in Zustiegsschuhen vergleichsweise komfortabel und gestaltet sich problemlos.
Aus landschaftlicher Sicht ist die Durchquerung der großen Höllschlucht auf unserer Route ein eindrucksvolles Erlebnis und es werden auch interessante Kletterstellen, sowie viel Abwechslung geboten. Ungeachtet dessen möchten wir dennoch davon absehen, Wiederholer dazu einzuladen, die Unternehmung auf sich zu nehmen. Zuletzt mussten wir uns eingestehen, dass das Risiko innerhalb der Route vermutlich größer ist, als zunächst angenommen. Die Felsqualität ist mitunter bedenklich und sowohl Ausbrüche kleinerer Griffe und Tritte, als auch der Sturz großer (Klemm-)Blöcke sind jederzeit im Bereich des Möglichen. Aufgrund der bedenklichen und nicht immer eindeutigen Felsqualität ist zudem Vorsicht bei sämtlichen Sicherungspunkten geboten und man sollte diese kritisch betrachten und keineswegs bedenkenlos belasten.